Als meine Tochter nicht mehr essen konnte


Ich möchte dir hier einen kleinen Einblick geben, wie es zu Nadja Scherler Human Design und Energiearbeit kam. Da ich irgendwo beginnen muss, starte ich mit der Geschichte von meiner älteren Tochter. Die Geschichte ist eine Kurzfassung und es liest sich etwas leicht, so als ob das Erlebte spurlos an mir/uns vorbeigegangen wäre. Dies ist natürlich nicht so. Ich habe aber während dieser Zeit irgendwann einmal entschieden, dass ich meine Tochter freigeben und ihr die Entscheidung überlassen muss, ob sie leben möchte oder nicht.

 

Mein Wunsch ist es, eine Selbsthilfegruppe für Eltern und Angehörige in ähnlichen Situationen zu kreieren. Wo man sich in einem geschützten Rahmen treffen, einander unterstützen und sich durch diese dunklen Tage etwas tragen lassen kann. Du musst diesen "Kampf" nicht alleine überstehen. Falls du dich angesprochen fühlst, melde dich bei mir. Ich freue mich sehr, wenn ich dir eine Unterstützung sein darf. Was, wenn es kein Kampf sein muss?


Herbst 2019

Mein Leben war grundsätzlich total OK, ein Mann, zwei Kinder, zwei Hunde, ein Haus und selbständig im Gruppenfitness-Bereich tätig… alles ziemlich «normal» (oder normal langweilig)…

 

und plötzlich war Alles anders...

 

Meine ältere Tochter konnte eines Tages einfach nicht mehr essen.

 

Ab zum Arzt, da bekamen wir die Diagnose Anorexie (Magersucht), sofortige Anmeldung im Therapiezentrum für Essstörungen, Wartezeit ca. 3 Monate…

 

Wie bitte????

 

Ja und jetzt?

 

 

Leider können wir nicht mehr machen und sollte sich der Zustand verschlechtern fahren sie ins Krankenhaus so der Arzt…Ich war total neben der Spur…Wie konnte das den jetzt passieren?

 

In den nächsten 3 Monaten ging es natürlich bergab. Läuft so, wenn Kind nichts mehr zu sich nimmt…3 x im Notfall und 3 x wieder nach Hause geschickt worden mit der Begründung: Die Blutwerte für eine Anorexie-Patientin sind noch gut.

 

Als Eltern und Angehörige ist es einfach nur furchtbar, wenn man nur zuschauen und sonst nichts tun kann, wir waren verzweifelt.

 

Sie entwickelte Zwänge wie Bewegungszwang (sie konnte nicht aufhören zu Laufen), eeeewiges Duschen und Händewaschen usw.

 

Nach diesen 3 Monaten war sie nur noch Haut und Knochen und ich lebte jeden Morgen in der Angst, sie könnte die Nacht nicht überlebt haben und das Herz könnte seine Arbeit eingestellt haben…

 

Dann kam endlich der Tag des Eintritts in die Therapiestation für Essstörungen (mittlerweile war es Januar 2020).

 

Keine drei Stunden später bekam ich einen Anruf: Ihre Tochter muss dringend ins Krankenhaus, wir haben grosse Angst das sie die nächste Nacht nicht überlebt, ihr Natriumgehalt ist seeeehr hoch…ich war schockiert…waren wir doch eine Woche zuvor noch im Krankenhaus, wo man uns mitgeteilt hat, dass die Blutwerte noch so OK sind…

 

Sie hatte praktisch keine Flüssigkeit mehr und mit der Flüssigkeitszufuhr muss man sehr vorsichtig sein, da sonst das Hirn anschwellen kann. Nach einer Woche im Krankenhaus und 3 Liter Flüssigkeit mehr, konnte sie dann endlich in die Therapiestation zurück, wo sie 6 Monate lang blieb. Die erste Zeit mit Trinknahrung durch die Magensonde, dann der Übergang zur festen Nahrung.

 

Als das angestrebte Gewicht wieder erreicht war, wurde sie im Prinzip wieder in ihr altes Leben geschmissen, was unweigerlich wieder zur selben Diagnose geführt hat. Sie war dann noch einmal für 3 Monate im Therapiezentrum.

 

Ich war schon von Beginn an überzeugt, dass diese Essstörung nicht einfach davon kam, weil sie abnehmen wollte, sondern, weil ihr diese Welt einfach zu viel war…so kam dann auch endlich die Feststellung, dass sie ein Mensch mit besonderen Fähigkeiten ist, nämlich ein ASS-Mensch (Autismus-Spektrum-Störung).

 

OK, nächstes Thema, wo ich mich schlau machen durfte…

 

So trat sie im Herbst 2021 in eine weitere Therapiestation ein, wo sie unter Gleichgesinnten lernen durfte, mit diesem Spektrum umzugehen und was dies bedeutet. 12 Monate verbrachte sie dort und machte immer wieder kleine Fortschritte.

 

 

Mittlerweile ist sie seit Herbst 2022 wieder zu Hause und ist nun im Aufbautraining in einer Institution tätig, damit sie in absehbarer Zeit die normale Arbeitszeit erreicht und eine Ausbildung starten kann. Sie fährt praktisch jeden Morgen hin, aber es gibt nach wie vor nicht ganz einfache Tage, wo sie soooo müde ist, dass sie nicht aufstehen kann, aber die sind eher selten. Das Thema Essen ist eigentlich kein Thema mehr, sie isst wieder normal (klar gibt es Nahrungsmittel welche gemieden werden und sie braucht auch eine klare Essensstruktur), aber Schritt für Schritt gehen wir und nehmen jeden Tag wie er kommt.

 

Fortsetzung folgt...

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